Verkehrssicherheit und Tierschutz

Morgens um 07.00 Uhr klingelte das Telefon – ein Jäger bat mich um eine Nachsuche auf eine Sau. Eine von zwei Sauen war gegen 23.00 Uhr beschossen worden und sei im Schuss umgefallen. Nach einiger Zeit fing diese wieder das Strampeln an und zog kurz später schwerfällig davon. Es wurde noch in der Nacht mit dem Hund des Pächters ein kurzes Stück nachgesucht und dann die Nachsuche auf den nächsten Tag verlegt.

Wir vereinbarten den Beginn auf 10.00 Uhr. Da die Beschreibung des Schützen einen Krellschuss vermuten ließ, arbeitete ich mit beiden Hunden. Emma arbeitete die Fährte und Kuno wurde als Loshund – bei Fuß laufend – mitgeführt. Nach leichten Schwierigkeiten vom Anschuss wegzukommen war Emma wieder gewohnt sicher unterwegs. Es war nicht zu viel Bestätigung vorhanden, aber immer wieder kamen wir an Stellen, wo das Laub zerwühlt und Schweiß vorhanden war. Leider schlug die Sau den Weg in Richtung Straßen ein.

Hier sieht man den Vorteil von der technischen Unterstützung und ausreichend vorhandener Begleitmannschaft. Der Schütze lief bei mir auf der Fährte mit und weitere ortskundiger Jäger warteten am Anschuss. Alle Beteiligten wurden mit Funk und einem GPS-Handgerät ausgestattet. Wir riefen also über Funk das Begleitfahrzeug zu uns um die Straße abzusichern. Als das Auto mit Warnblinker unterhalb auf der Straße stand, ließ ich die Hunde weiter arbeiten. Leider ging es immer weiter Richtung Straße. Als wir nur noch 50 Meter von der Straße weg waren, entschloss ich mich die Suche abzubrechen. Eine mögliche Flucht der Sau über die insgesamt 6 Fahrspuren konnte ich nicht verantworten! Auch wenn es schwer fällt – hier geht die Verkehrssicherheit vor Tierschutz. Eine für mich ganz schwierige Entscheidung!

Manchmal braucht man aber auch Glück: gerade als wir uns in einem Bogen nach unten Richtung Auto arbeiteten kam der Funkspruch des Fahrers: „Eine Sau würde schwerfällig in den Brombeeren direkt an der Straße laufen!“

Schnell luden wir die Hunde ins Auto und ich lief vor dem Auto am Straßenrand, das Auto im Schritttempo mit Warnblinker hinter mir und der Schütze hinter dem Auto um gegebenenfalls den Verkehr etwas abzubremsen. Bereits nach 50 Metern sah ich die Sau, die schwerkrank flüchten wollte. Ein schneller Fangschuss beendete die Nachsuche!

Schnell wurde die Sau ins Auto verladen und wir fuhren zum Ausgangspunkt der Suche zurück. Hier wurde der 25 Kg schwere Frischling näher untersucht. Der Schuss war ganz knapp über der Wirbelsäule durch den Nacken gegangen. Etwas tiefer und er wäre am Platz geblieben…

Nachsuche auf altkranke Sau
Nachsuchen-Alltag in der Drückjagd-Saison