Was ist eine Nachsuche?

Unter einer Nachsuche versteht der Jäger das Aufspüren und zur Strecke bringen von verletztem und krankem Wild. Die Verletzung kann vom Jagdbetrieb, einem Verkehrsunfall oder sonstigem stammen.

Der Jäger ist vom Jagd- und Tierschutzgesetz unter jagdethischen Gesichtspunkten verpflichtet, krankes Wild unverzüglich nachzusuchen, um dem Wildtier unnötige Schmerzen zu ersparen. Da es nicht immer einfach ist einem verletzen Tier zu folgen, werden Jagdhunde speziell zur Nachsuchentätigkeit ausgebildet. Der Nachsuchenhund muss in der Lage sein eine Wundfährte (die Spur des verletzten Wildtieres) auszuarbeiten.

Hierbei nutzt der Jäger den enormen Geruchssinn des Hundes. Mit einem millionenfach besseren Riechvermögen als der Mensch ist ein ausgebildeter Jagdhund in der Lage einer individuellen Duftspur, wie sie ein Wildtier erzeugt, zu folgen. Diese individuelle Duftspur wird aus Komponenten der Umgebung (Bodenverwundungen, zertretene Pflanzenteile etc,) und des jeweiligen Wildtieres (Hautschuppen, Haare, Drüsenabsonderungen etc.) gebildet. Gasförmige Duftmoleküle in unterschiedlicher Intensität ergeben so eine ganz spezielle „Duftnote“, vergleichbar mit dem einzigartigen Fingerabdruck eines Menschen. Sogar Tiere der gleichen Art, der gleichen Familienzugehörigkeit hinterlassen jeweils eine unterschiedliche Duftspur und können damit durch einen für die Nachsuchentätigkeit spezialisierten Jagdhund auch noch nach Tagen aufgespürt werden.

Pirschzeichen am Anschuss
  • Eingriffe und Ausrisse der Schalen
  • Kugelriss
  • Geschossteile
  • Schnitthaar/Schnittborsten
  • Decken/Schwartenfetzen
  • Schweiß (Beschaffenheit?)
  • Knochensplitter
  • Knochenmark
  • Zahnteile
  • Hornteile der Schalen
  • Wildbretstücke, Feist
  • Organteile
  • Pansen- und Darminhalt
  • Geweih- oder Gehörnteile

Auch wenn für unsere Augen am Anschuss nichts zu finden ist, kann trotzdem ein Treffer vorliegen.

Die genaue Klärung bringt nur die Anschussuntersuchung mit einem eingearbeiteten Hund!

Wissenswertes

Wie viel Schweiß hat eigentlich ein Stück Wild? Eine Faustregel lautet: 71 ml pro Kilogramm Lebendgewicht.

Das entspricht bei:

Rehwild (16 kg) = 1,136 l
Schwarzwild (50 kg) = 3,550 l
Rotwild (100 kg) = 7,100 l

Ein Verlust von 50% der vorhandenen Blutmenge wird von Tieren noch toleriert, ab 75% Blutverlust tritt die Bewusstlosigkeit ein.

Faktoren, welche die Nasenleistung des Hundes beeinflussen können:

  • Schnee
  • starker Frost
  • starke Hitze
  • langanhaltender Regen
  • Spritz- und Düngemittel
  • verschiedene Pflanzen, z.B. Mais, Raps und Schilf, Brennnesseln, Brombeeren, Schlehen, Nadelholzdickungen
  • Wasserläufe und Wasserflächen
    Suhlen, Brunftplätze, Brunftrudel

Hier gibt es unseren
Info-Folder
„Ratgeber Nachsuche“.

Ein kurzer Ratgeber rund um die Nachsuche

Folgendes sollte man sich unbedingt genauestens einprägen:

Vor dem Schuss:

  • Den genauen Standort des Wildes
  • Wie steht das Stück im Schuss?
  • Auf welche Körperseite wird das Stück beschossen?
  • Ist das Stück alleine oder in einer Rotte/ Rudel?

Nach dem Schuss:

  • Zeichnen auf den Schuss?
  • Was hören wir nach dem Schuss? (Klagen, Blasen, Röcheln,…)
  • Einprägen der Fluchtrichtung
  • Bleibt das Stück bei der Rotte/Rudel?
  • Wie flüchtet das Stück? (laut/leise, sicher/unsicher im Bewegungsablauf, setzt es alle Läufe auf, Anfliehen von Hindernissen?)
  • Ruhe auf dem Stand einhalten, mindestens solange sich das Wild noch in der unmittelbaren Nähe befindet. Mindestens 30 Minuten abwarten, bevor der Anschuss betreten wird.

Bei der Anschussuntersuchung:

  • Den Anschuss nur betreten, wenn das Stück nicht in Hörweite ist
  • Ein leises und vorsichtiges Betreten des Anschusses ist wichtig
  • Den Anschuss sehr vorsichtig untersuchen und nicht unnötig vertreten
  • Gefundene Pirschzeichen sicher verbrechen (z.B. rotes Band)
  • Vor einem nahenden Unwetter die Pirschzeichen sichern (z.B. Abdecken)

Beurteilung des Anschusses

Als sichere Anschüsse (tödlicher Treffer) gelten nur Anschüsse mit Lungenschweiß oder Lungensubstanz oder Weidwundschüsse mit Leberbrei am Anschuss!

Alle anderen Anschüsse gelten als unsicher. Wild, das nicht tödlich getroffen ist, wird bei verfrühten Nachsuchen aufgemüdet und unternimmt dann oftmals sehr lange Fluchten. Eine spätere Nachsuche ist damit deutlich erschwert, mitunter kann auch der Erfolg in Frage gestellt sein. Deshalb gilt: Nur dann sofort mit der Nachsuche beginnen, wenn die Zeichen am Anschuss auf eine sichere Totsuche schließen lassen. Ansonsten sollte man eine Mindest-Wartezeit von 4 Stunden einhalten. In die Dunkelheit hinein wird nicht nachgesucht, denn es in der Nacht kaum möglich, eine weitere Flucht durch den Hund oder einen Schuss zu stoppen. Im Dunklen sieht man eben nichts..

Vorbereitung der Nachsuche

Einen anerkannten Nachsucheführer verständigen und Mitjäger und Jagdnachbarn über die bevorstehende Nachsuche informieren. Der Schütze sollte sich für die Nachsuche bereithalten. Alternativ kann er durch einen Ortskundigen vertreten werden.

Durchführung der Nachsuche

  • Der Schütze/Ortskundige weist den Hundeführer am Anschuss ein
  • Die Jagdleitung und Gesamtverantwortung liegt während der Nachsuche generell beim Nachsuchenführer (siehe UVV)
  • Sollten Vorstehschützen abgestellt werden, verlassen diese unter keinen Umständen ihren Platz. Sie tragen gut sichtbare Warnkleidung
  • Der ortskundige Begleiter weist den Nachsuchenführer auf evtl. vorhandene Jagdgrenzen und die gültige Regelung über die getroffenen Wildfolgevereinbarungen hin. Die Telefonnummern der Jagdnachbarn müssen bereitgehalten werden.
  • Sollte sich ein Stück Wild dem Hund stellen, begibt sich einzig der Hundeführer oder eine speziell von ihm beauftragte Person zur Bail und trägt einen Fangschuss an.

Warum keine Nacht-Suche?

Eine Suche in die Nacht hinein ist aus verschiedenen Gründen nicht ratsam, weil

  • man im Dunkeln nicht genügend sehen kann, der Führer nicht und der Hund ebensowenig. Geländestrukturen sind nicht zu erkennen, es besteht Gefahr für Hund und Führer (Start, Äste in die Augen etc.). Dies ist im übrigen unabhängig davon, ob das Stück lebt oder bereits verendet ist.
  • Entscheidet man sich dennoch, einen Anschuss zu kontrollieren und im Anschluss nachzusuchen, dann sollten dort:
  • Direkt am Anschuss Pirschzeichen zu finden sein, die auf eine sichere Totsuche schliessen lassen. Dies sind nach den Erfahrungen vieler anerkannter Nachsucheführer mit hunderten von Einsätzen ausschliesslich Lungenstücke. Lungenschweiss lässt sich nur sehr schwer von dem Schweiss unterscheiden, der bei Drossel- und Gebrächschüssen anzutreffen ist.
  • Keine Pirschzeichen direkt am Anschuss heisst Abbruch und Suche am nächsten Morgen, auch wenn der Hund nach vorne will.
  • Sollte das Stück nicht in direkter Anschussnähe liegen – wie weit will man im Dunkeln durch unwegsames und unbekanntes Gelände laufen?
  • Was will man tun, wenn man auf ein noch lebendes und mobiles Stück trifft? Schiessen, Abfangen und Schnallen sind im Dunkeln nicht möglich.
  • Die Gefahr, ein noch lebendes Stück – meist unbemerkt – aufzumüden ist sehr groß. Sie führt dazu, dass das adrenalingeschwängerte Stück läuft und läuft und läuft und auch nach vielen Kilometern und größten Anstrengungen nicht zu kriegen ist, auch nicht am nächsten Tag.

Eine Nachsuche begleiten

  • Der anerkannte Nachsuchenführer ist im Falle einer Nachsuche der Jagdleiter – seinen Anweisungen ist unbedingt Folge zu leisten
  • Die Nachbarrevier informieren, falls Revierübertritt wahrscheinlich ist
  • alle Teilnehmer der Nachsuche müssen Warnkleidung tragen
  • immer hinter Nachsuchenhund und Nachsuchenführer bleiben
  • Kontakt zum Nachsuchenführer halten, günstigster Abstand 5 m – 20 m
  • Eine Nachsuche ist kein Spaziergang. Dauer und Ausgang sind immer ungewiss.
    Seien Sie geduldig und stellen sich von Anfang an darauf ein, dass eine Nachsuche auch mehrere Stunden dauern kann.