Nachsuchen-Alltag in der Drückjagd-Saison
Am Morgen um 06.20 Uhr klingelte das Telefon – ein Jäger hatte am späten Abend auf einer Wiese eine von 2 Sauen beschossen. Beide Sauen gingen ab und es wurde bis spät in die Nacht ohne Hund die angrenzende Dickung durchsucht. Die Sau war nicht zu finden und so wurden wir Informiert. Der Anschuss wurde untersucht und wir fanden einen Röhrenknochen, der den Laufschuss verriet. Nachwuchskraft Kuno bekam den Vorzug und er suchte zunächst engagiert, bis vor ihm eine, wie sich herausstellte, gesunde Sau wegbrach und er diese kurz anjagte. Ab hier war die Unterstützung von Emma gefragt und so lief Kuno bei Fuss, während Emma die Führung übernahm. Sie suchte aus der am Steilhang liegende Dickung nach unten hinaus, überquerte die Straße, um am gegenüberliegenden Steilhang wieder hinaufzuklettern. Völlig durchgeschwitzt kamen wir oben an. Wir durchquerten eine weitere Dickung und kamen an einem geschotterten Waldweg raus. Hier hatte die Hündin zunächst Schwierigkeiten. Sie suchte die Wegränder auf mögliche Abgänge ab und kreiste mehrfach. Irgendwann fand sie dann doch den Abgang. Die Sau hatte als weiteren Fluchtweg den geschotterte Waldweg genommen. Nach einhundert Metern kamen wir auf eine Kreuzung. Hier bog die Sau links ab und lief unbeirrt weiter. Meine beiden Begleiter hatten mit dem Auto und dank GPS wieder Anschluss zu mir gefunden und stiegen kopfschüttelnd aus. Die Hündin suchte auf einer langen Gerade sicherlich noch 700 Meter bis zu einer T-Kreuzung weiter. Hier machte die Sau eine Rechts-Links-Kombination und verließ den Schotterweg um über ein kurzes Stück Hochwald eine Brombeerdickung anzunehmen. Die erste Dickung verließ die Hündin um in den nächsten Brombeeren wieder zu verschwinden. Dann ging alles ganz schnell, die Nase der Hündin ging hoch und schon gab sie Standlaut. Es polterte in den Dornen und die Sau brach nach unten weg. Mit dem linken Fuß stand ich auf dem Riemen und so konnte ich die Waffe vom Rücken nehmen und der kurz verhoffenden Sau einen Fangschuss antragen. Am Ende der fast 3 Kilometer langen Riemenarbeit lag eine ca. 65 Kg schweres Stück Schwarzwild. Durch den schnellen Fangschuss blieb uns eine Hetze erspart, so dass ich die bereits vereinbarte Nachsuchenbereitschaft, nach dem ersten Trieb einer Drückjagd wie geplant antreten konnte.
Am Sammelplatz angekommen bekam ich zunächst eine Kontrolle auf ein Reh. Hier zeigte die Hündin keinerlei Anzeichen für einen Treffer an.
Als nächstes stand noch ein Reh an, am Anschuss etwas Schnitthaar und Schweiss. Anfangs war die Fährte gut bestätigt und die Hündin machte einen sicheren Eindruck. Bereits nach wenigen hundert Metern wurde die Hündin im Riemen laut und wollte geschnallt werden. Da keine Bestätigung mehr vorhanden war, schnallte ich Emma zunächst nicht. Dies sollte sich als gravierender Fehler herausstellen. Nachdem ich etwa zweihundert Meter weiter gesucht hatte, wurde es mir zu bunt und ich schnallte. Der Laut entfernte sich zügig und ging dann im Halbkreis um mich herum. Da ich alleine im teilweise steilen Gelände unterwegs war, lief ich zum Auto zurück, um der Hetze schneller folgen zu können. Die Hündin entfernte sich immer weiter und fehlende Ortskenntnis und nur spärlich vorhandene Waldwege machten ein Abpassen des Hundes bzw. des kranken Stückes nicht möglich. Nach gut 6 Kilometer Hetze brach die Hündin ab und ich konnte sie schliesslich wieder an den Riemen nehmen. Da ich mir aufgrund der langen Hetze nicht sicher war, fuhren wir an den Anschuss zurück und setzten erneut an. Hier arbeitete die Hündin die Hatzfährte am langen Riemen aus und wir konnten die Richtigkeit der Hetze bestätigen. Nach 2 Kilometern brachen wir die Arbeit ab. Es war mittlerweile 15.30 Uhr, das zweite Treiben war beendet und es galt weitere Nachsuchen zu absolvieren.
Weitere drei Arbeiten standen auf dem Plan. Als erstes suchten wir ein Stück Schwarzwild mit einem tiefen Schuss. Nach gut einem Kilometer endete die Suche an einer Schleifspur. Die Sau, die wie sich später heraus stellte, einen Keulenschuss hatte, wurde hier von einem Standschützen erlegt.
Gleich ging es weiter zur nächsten Arbeit. Es handelte sich um ein Stück Rehwild, dass mit gutem Schuss nur noch 150 Meter bergabwärts rannte und dort verendet lag. Eine weitere Suche auf ein Reh am selben Stand blieb ohne Ergebnis. Der Schütze hatte gefehlt.
Ein ganz normaler Nachsuchen-Alltag mit allen Höhen und Tiefen! Es war alles geboten von der Kontrolle, relativ einfachen Totsuchen über anspruchsvolle Riemenarbeiten mit Fangschuss bis hin zur Fehlsuche und die Entscheidung die Arbeit endgültig abzubrechen.